Und schon wieder ein Kälteeinbruch mit Dauerregen. Zeit für ein herzhaftes Gericht, das vor allem bei Temperaturen unter 20 ° C schmeckt. Ich weiß nicht, wie es in anderen Familien ist. Aber wir haben selbst bei relativ sorgfältiger Haushaltsplanung nach kurzer Zeit einen kleinen Haufen Brot- und Brötchenreste in der Küche. Sie liegen in einem Brotkorb wohl verpackt herum, denn keiner möchte Lebensmittel wegwerfen. Aber alte Stullen will auch niemand wirklich essen.
Was tun? Armer Ritter herzhaft oder süß? Hängt uns aus den Ohren raus. Semmelbrösel? Das letzte Glas ist noch randvoll und vergessen in der Speisekammer. Kein Mensch braucht so viel Semmelbrösel… Zum Tierpark mit dem Zeugs? Zu kompliziert. Zum Enten füttern haben wir auch keine Lust mehr.
Und außerdem gibt es eine noch viel bessere Lösung. Das Rezept ist von meiner Wiener Ururgroßmutter Emma zuletzt über meinen Vater bis zu meiner Schwester und mir überliefert und beschreibt die Werdung eines Serviettenkloßes, von manchen auch Pálffykloß genannt. Die Verwandlung alten Brotes in einen Sonntagskloß!
Diese Art der Resteverwertung ist eine alte Küchen- und Kochkunst, mit der unsere Vorfahren schon die Moral und den Geldbeutel geschont haben. Traditionell wird der Serviettenkloß mit dem Sonntagsbraten und hauchdünn gehobeltem Gurkensalat serviert.
Da wir keine großen Anhänger des Sonntagsbratens sind, ohne etwas gegen ihn zu haben, gibt’s zum Serviettenkloß auch mal (Nürnberger) Bratwürstel, oder schlicht Kräuterbutter zuzüglich des frischen Gurkensalates oder etwas anderem Leichten. Denn gehaltvoll ist er, der sonntagstaugliche Restekloß!
Zu den Zutaten. Die Grundrezeptur aus über hundert Jahren Überlieferung setzt sich zusammen aus etwa:
- Vier alten Semmeln. Bei uns wandern einfach alle (hellen) Brot-, Brezel- und Brötchenreste sowie halben Croissants (ich sag nur FDH) in den Kloß hinein.
- Salz, Pfeffer, Muskat, frischgehackte glatte Petersilie, nicht zu knapp.
- Drei bis vier frische Eier
- Milch, etwa ein Viertelliter
- Nach Geschmack 100 g gewürfelten glasig gebratenen Räucherspeck (lass ich immer weg)
- Außerdem: zwei hohe Schüsseln, ein großer Topf (10 L), 1 EL Küchensalz, eine saubere große (alte) Serviette bzw. das gleiche als Geschirrhandtuch, Pack- oder Küchenschnur, Kochlöffel.
Letztlich variiert die Eier- und Milchmenge proportional zur Brötchenmenge.
Los geht’s:
ι alte Brötchen zerkleinern
ι Milch, Eier und Gewürze in einer Schüssel vermischen.
Brötchen dazugeben und einweichen lassen.
ι Zweite Schüssel mit großer Serviette / Küchentuch auslegen.
ι Milch-Eier-Brötchen-Gewürzgemisch (Kloßteig) hineingeben.
Mit Packschnur oder Küchengarn zubinden und Serviettenkloß in viel kochendem Salzwasser etwa 60 – 75 Minuten ( je nach Größe) köcheln lassen.
Fertig ist der Serviettenkloß!!!
Er schmeckt übrigens auch köstlich mit in Butter gebräunten gesalzenen Semmelbröseln übergossen. Dazu gibt’s wie gesagt traditionellerweise Braten oder Bratwürstel und Gurkensalat und eventuell ein Glas Riesling oder Silvaner.
Wer es vegetarisch mag, buttert ihn mit Kräuterbutter.
Persönlich finde ich, hat der Serviettenkloss ausser dem gleichzeitig traditionellem, sonntäglichen, mächtigen und doch sparsamen Charakters etwas tröstliches bei diesem Nieselwetter! Frohe Brotverwertung und Guten Appetit! XX
© www.dieblauenstunden.com

…it surely is a delight… auch mit Pfifferlingen in Rahmsoße, die man natürlich nicht zu jeder Jahreszeit hat…
sehr gut…heute abend gabs ihn mal mit Zwiebel-Rotweinjus und Austernpilzen – delicious! XX
Das klingt absolut wundervoll! Ich esse Serviettenknödel sonst nur im Skiurlaub und bin bisher nie auf die Idee gekommen selbst einen zu machen. Das wird bald geändert, dank dir, der Großmutter und dem hand-me-down Rezept!
Anna
na dann gutes Gelingen : )
Würde ich jetzt auf der Stelle und sofort essen
Nur die Rostbratwürstl, die bräuchte ich gar nicht dazu.
Altes Brot und alte Semmeln bekommen bei uns immer die Pferde in dem Stall, in dem unsere Tochter reitet, aber wenn ich mal schneller bin als unsere Tochter, dass werde ich das auf jeden Fall nachkochen!
Alles Liebe von Rena
http://www.dressedwithsoul.blogspot.de
die glücklichen Hühotts! alles besser als wegwerfen !
hmmm, hab ich schon ewig nicht mehr gegessen. um ehrlich zu sein hatte ich total vergessen dass es so was ueberhaupt gibt… da ich grad in deutschland bin werd ich das aber gleich mal nachkochen. danke fuer den tip
Gutes Gelingen im Land des Brotes : )
leeeeeeeeeeeeeeeeeecker!!!!! so kenne ich das auch und jetzt MUSS ich unbedingt in den nächsten tagen so einen kloß nach”kochen”…hm….mir läuft das wasser im munde zusammen…
lg yvi
Gibt auch ordentlich Kraft zum Joggen ; )
Upcycling zum Aufessen;) Scheint ja ziemlich lecker zu sein, besonders die vegetarische Variante. Bei uns gibt´s genug Bröselkram, um das auch mal zu probieren. Ein ToDo mehr…
LG
Upcycling – perfekte Beschreibung! LG XX
Hmmm lecker – und ein wunderbare Idee. Wir haben nämlich auch ständig olle Semmelreste rumliegen. Ich danke Dir sehr für dieses feine Rezept und die schönen Bilder. Einen schönen Tag für Dich, lieber Gruß Conny von http://ahemadundahos.de
bin gespannt auf einen Erfahrungsbericht : ) Werde als nächstes auf jeden Fall den Tipp von Sanne probieren, den Kloß mit Steinpilzen zu verfeinern. LG XX
Jaaaa… dieses Wetter ist FÜRCHTERLICH!!! Aber dafür ist das Rezept sehr vielversprechend! Die Zutaten hat man doch immer irgendwie im Hause… und es scheint nicht so schwierig zu sein umzusetzen (für mich als Koch mit zwei linken Händen sehr wichtig)
Herzliche Grüße
Anna
http://stil-box.net/
ja, einerseits nicht schwierig, nein, im Detail liegt die Tücke. Der Kloß- oder Knödelteig darf nicht zu fest und nicht zu matschig sein. Man muss das Tuch gut schließen und zubinden, sonst quillt der Teig seitlich heraus. Und er muss lange genug köcheln (aber auch nicht zu lange), um einen festen Kern zu bekommen. Aber wenns schief geht, auch nicht schlimm. Sollte er innen nicht fest geworden sein, einfach in der Pfanne nachschmurgeln. XX LG
Ich sollte solche Post’s nicht hungrig lesen, sieht wirklich lecker aus. Vor allem ist Art der Zubereiung interessant. Die habe ich noch nie gesehen.
Bei uns in der Familie werden alte Brötchen auch oft weiterverarbeitet. Wir backen eine Kuchen daraus. Ich muss unbedingt meine Mutter bitten, den am Wochenende zu backen.
Lieben Gruss, Cla
http://glamupyourlifestyle.blogspot.de/?m=1
Und dann her mit dem Rezept!! XX
That’s such a great idea. I do not like to throw away food and if you can make a delicious meal out of it, I am all for it!
kind of recycling ; ) XX
Liebe Julia, bin mir sicher, Deine Ururgroßmutter hat das Gericht nie und nimmer ServiettenKLOSS genannt, sondern ServiettenKNÖDEL. Unter diesem Namen ist es noch immer eine gängige Beilage bei uns. Ich gebe gerne, wenns dazu paßt, ein paar Steinpilze (getrocknet, eingeweicht, etc.) hinein.
Und die ein bißchen feinere Form vom Serviettenknödel ist der Semmelflan. Auch was Feines.
Wird das heuer noch ein Sommer? Liebe Grüße – xx – S
Liebe Sanne, Du hast ja so Recht. Aber bitte verstehe, daß beim Übergang von der Ururgroßmutter aus Wien bis zu mir die Terminologie ein bißchen aus dem Gleis geraten kann. Die Verfeinerung mit Steinpilzen finde ich toll. LG XX