ι home sweet home

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Gestern abend hatte ich das Vergnügen, mit unserem Vorschulkind spontan ins Freibad zu fahren. Abends um 18 Uhr bei 26° C, mit einem warmen Lüftchen und einem erträglich gefüllten Bad. Die ersten Leute waren schon wieder weg, wir hatten sofort einen Parkplatz und ich bin fünf Minuten später kreischend die Wasserrutsche runtergesaust. Bei einem Wassereis in der Sonne kamen mir fünf gute Gründe in den Sinn, wieso ich meine Hometown Nürnberg so schätze.

1. Man kann an vielen schönen Orten glücklich werden. Es muss nicht unbedingt Nürnberg sein. Aber unser Viertel in der Altstadt ist nach einigen Jahren zu “meinem Kiez” geworden und fühlt sich an wie ein Dorf. Man kennt sich, man grüßt sich, man ratscht und tratscht, hütet gegenseitig die Kinder, hilft und tauscht aus.

2. Speziell das Nürnberger fränkisch ist eine Mundart, die ich lieb hab. Sie ist auf dem Ranking der populären deutschen Dialekte  wahrscheinlich irgendwo bei sächsisch oder oberpfälzisch angesiedelt, also wahnsinnig beliebt. Mir wird immer warm ums nordische Herz, wenn jemand so richtig schön fränkeln tut.

3. Der Franke als solcher gilt ja eher als mumpfelig. Wortkarg. Mürrisch Fremden gegenüber. Und es ist wahr, ich habe drei Jahre lang in der Bäckerei “Grüß Gott” sagen müssen, bis ich Fischkopp endlich akzeptiert und freundlich zurückgegrüßt wurde. Ich hätte natürlich in eine andere Bäckerei gehen können. Aber da wär es genau das Gleiche gewesen. Aber eins muss ich sagen: wenn ein Franke einen dann irgendwann mal ins Herz geschlossen hat, ist er der treueste, verläßlichste und ehrlichste Freund, den man sich nur wünschen kann.

4. Die Lebensqualität. Durch die Nürnberger Altstadt fließt die Pegnitz, eine Stadt braucht Wasser, finde ich. Es gibt lauschige Biergärten und wunderschöne Plätze mit Restaurants und Cafés. Und die Stadt hat in ihrem Herzen schöne Parks (Burggraben, Burggärten, Wörderwiese, Stadtpark, Marienbergpark, Hallerwiese, Pegnitzgrund). Ist man durch sie hindurchgeradelt, landet man praktisch direkt  in naturgeschützten Auen mit grasenden Schafen oder im Reichswald mit fränkischen Rehen und Hasen. Übrigens gibts bei uns in der unmittelbaren Nachbarschaft (Altstadt!) Nachtigallen, Eichelhäher, Spechte, Eichhörnchen, Karnickel, und neulich habe ich einen Waschbären gesehen.

5. Mit offenen Fenstern sind unser Söhnchen und ich vom Freibad wieder nach Hause gefahren und haben uns die Sommerluft um die Nase wehen lassen. Und es duftet an bestimmten Altstadtecken im Sommer wie im Winter nach Thymian, Majoran, Buchenholz und Nürnberger Grillwürstchen. Ok, Würstchen sind nicht jedermanns Sache. Ich denke an die Vegetarier und so. Aber ich mag diesen Geruch. Im Winter kommt noch der Duft von gebrannten Mandeln dazu, da werd ich ganz verrückt. Und bei uns um die Ecke gibt es eine hervorragende Kaffeerösterei, die alle paar Tage ihren Kaffee  frisch röstet. Da reiss ich alle Fenster auf und atme diesen herrlichen Duft tief ein. Home sweet home XX

© www.dieblauenstunden.com

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19 Thoughts on “ι home sweet home

  1. Das ist eine schöne Liebes-Erklärung. <3 Apropos Dialekt und Sympathie-Faktor, das unterschreibe ich zu 100%. Meine Mathe-Lehrerin kam aus dem Frankenländle und ich habe ihren Dialekt geliebt. Die Mathestunden waren eigentlich ein Graul für mich, aber Frau H. hat mit ihrem Dialekt Algebra und Kurvendiskussionen einen unterhaltsamen Touch verliehen. Nürnberg kenne ich nicht, bin aber ein Würzburg-Fan und habe durch unseren Urlaubs-Freund die fränkische Herzlichkeit und Gastfreundschaft kennen und schätzen gelernt. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Trip ins Frankenländle. Und natürlich mag ich auch den Hamburger-Dialekt und die hanseatische Zurückhaltung. ;-)

    • Würzburg ist ein Traum! Warst Du auch schon mal im wunderschönen Bamberg? Und auf nach Nürnberg : ) Apropos Dialekt: ich habe im Frankenländla zwei Schuljahre absolviert. Die ersten Tage habe ich hier einige Lehrer und Schüler sprachlich nicht verstanden…! Und mein norddeutsches “Hochdeutsch” wirkte, wie man mir nach den ersten Missverständnissen gestand, auf die Urfranken auch irgendwie fremd… XX

  2. Bei dem Sprung in’s Wasser bin ich förmlich mit Dir mitgesprungen. Ich liebe Wasser und die Vorstellung über eine Rutsche einzutauchen ist herrlich. Und ja, Wasser muss immer in der Nähe sein… ah, jetzt werde ich ganz melancholisch ;-)

    Wieso Fischkopp, wenn Du doch in München geboren bist?
    Als Norddeutsche in Wien werde ich aber niemals “Grüß Gott” oder “Sackerl” (Tüte) sagen, weil ich das ‘R” nicht so schön rollen kann. Das klingt einfach blöd, wenn es aus meinem Mund kommt.

    Schönen Abend und liebe Grüße :-)

    • naja, ein Familienanteil tieffränkisch, ein Familienanteil hochnordisch (und noch ein paar mehr Einschläge). Und ein paar Mal sind wir auch umgezogen. Habe immerhin zwölf Jahre meiner Kindheit im wunderschönen Hamburg verbracht. Immer noch eine meiner Lieblingsstädte auf dieser Erde, schmelz : ) Mein Tonklang ist auf jeden Fall nordisch, wenn auch mit leicht fränkisch/bayrischen Ausdrücken durchsetzt. Das RRRRR hab ich in Italien gelernt. Stundenlanges Üben während stundenlanger Autofahrten ; ) Liebe Grüße XXX

  3. ja, ja, die Franken. bei uns im Norden sind die noch schlimmer drauf. ich bekomm im Moment immer ein wenig Angst wenn ich abends joggen gehe weil ich so misstrauisch angestarrt werde :) muss man einfach moegen xxx

    • wer gewinnt den mumpfeltest? die westfalen haben ja auch einen ganz schlechten ruf… und die berliner erst… XXX

  4. liebe julia,

    ich war zwar noch nie in nürnberg, aber ich habe dank deiner wundervollen beschreibung eures lebens dort sofort ein ganz lebhaftes und eigenes bild von deiner wahlheimat bekommen!

    es muss dort wunderschön sein!

    alles liebe für dich (euch).

    yvi

    http://picturesandfood2013.blogspot.de/

  5. Ach ja, unser schönes Nürnberg!:) Ich komme ursprünglich aus München,
    habe aber den größten Teil meiner Jugend hier erlebt und muss sagen,
    dass ich auch sehr gerne in Nürnberg wohne! An die Art der Franken muss
    man sich halt erst gewöhnen, wenn man sie aber versteht, dann sind sie ein
    sehr liebenswert oder soll ich lieber sagen “Basst scho”, was ja das
    größte Kompliment überhaupt ist!!!:)
    Meine Eltern wohnen auch in der Altstadt und hier ist echt immer etwas los,
    das finde ich soooo toll!!!:)
    Liebe und sonnige Grüße, Vanessa

    http://www.piecesofmariposa.com

    • Minga – da bin ich ja auch geboren, was für ein Zufall! : ) wenn man sich von vornherein von diesem “muffeligen” nicht beeindrucken lässt, ist man auf jeden Fall schon im Vorteil.
      Es immer was los hier, wie du sagst. Andererseits kann man bei uns Sonntag früh um 10h die berühmte Stecknadel fallen hören, es ist ruhig wie auf dem dorf! XX LG

  6. Das hört sich nach einem gelungen glücklichen Sommertag an. Sind es nicht diese besonderen Momente mit lieben Menschen, die einen glücklich machen. Egal in welcher Stadt man lebt.
    Einen schönen Gruß, Cla

    • ganz genau so seh ich das auch – und wenn ich jetzt umziehen müsste, wäre das schon mit mindestens einem weinenden auge, auch wegen dem Städtle!

  7. Wenn Du so weiterschreibst, muß ich auf kurz oder lang mein Ränzlein schnüren und mir Nürnberg einmal ansehen. Dabei habe ich seit fast 40 Jahren eine Verbindung zu Deiner Stadt. So lange arbeit ich mit einem Nachfahren des Ritters vom Eppeleinsprung zusammen. Siehst Du, so klein ist die Welt. LG – XX – S

    • ja, die Welt ist klein – und jetzt hast du mich ja wirklich neugierig gemacht!!! Der Eppeleinsprung ist nur einen Katzenwurf von uns entfernt ; ) LG XX

  8. Great that you appreciate the place where you live. It’s the little things that make a difference. I hope that one day I get to see Nürnberg.

  9. Liebe Julia,
    was für eine schöne Liebeserklärung an Deine fränkische Wahlheimat. Ich teile die Vorurteile überhaupt gar nicht, die die meisten Menschen gegenüber Franken, Oberpfälzern, oder auch außerhalb Bayerns, den Gelbfüßlern etc. entgegenbringen. Zum Teil liegt es daran, dass ich meist andere Erfahrung mache – außerdem bin ich selbst Schwabe (also bayerischer Schwabe) und nur in Oberbayern geduldet, weil mein Mann ein Münchner Kindl ist :-) Allerdings mag ich hier auch nicht mehr weg – meine Wahlheimat ist mir so ans Herz gewachsen, wie Dir Deine – deshalb heißt mein Blog auch, wie er heißt – schließlich ist das eine gern genommene Antwort auf die Frage: was man denn anziehen solle? :-) Einen wunderschönen Tag wünsche ich Dir, ganz lieber Gruß Conny von http://ahemadundahos.de

    • ha ha “gelbfüßler”! da fallen mir noch “saupreuss” und wie schon gesagt der berühmte “fischkopp” ein ; ) ich muss auch sagen, daß mich zum einen dialekte eigentlich nie stören, für mich haben sie einen sympathiefaktor. zum anderen stimmen die vorurteile ja auch meistens nur zu 50% – sind also ungefähr so wahr wie zeitungshoroskope ; ) lg XXX

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