ι travel lady fashion victims, spring 2013, sicilia

dolce-gabbana-hw-2013-quer-162505670_v650x433Ups, schon fast Mitte Mai! Zeit für einen kleinen Reisebericht zum Thema Lady Fashion Victims im Frühlingsurlaub.

Woran erkennt man auf Sizilien Mitte April an einem sonnendurchfluteten wolkenfreien Vormittag gegen 9:30 h bei einer Umgebungstemperatur von circa 18-20°C eine gebürtige Sizilianerin?

Natürlich an der erstklassig geschnittenen Daunenjacke, den warmen Lederstiefeln und einem doppelt geschlungenen Schal. Handschuhe hat sie vorsorglich auch dabei.

Die reisende Deutsche hingegen hat den Schal im Hotel gelassen und sich längst mit SunBlocker und Hut gegen vorzeitige Hautalterung gewappnet.

Dieses Phänomen, Leute anhand ihres typischen Kleidungsstils innerhalb von Zehntelsekunden ihrer Nationalität zuordnen zu können (hier mehr dazu), hat sich  zuletzt auch im Urlaub auf Sizilien nach allen Klischeeregeln bestätigt.

Die folgende Beschreibung der weiblichen Irrungen und Wirrungen beim Travel Outfit kann natürlich nicht wirklich ernst oder vollständig sein. Erstens leide ich meinem eigenen Geschlecht gegenüber an Beisshemmungen, zweitens ist das Ganze eine Klischeeklaviatur und drittens ist meine Wenigkeit ja nicht perfekt (meine Güte, es gibt Frauen, die tausendmal besser angezogen sind als ich). Also los!

Die weibliche Herkunft  ist ja oft am Haupthaar erkennbar. Am leichtesten sind hierbei die Nordeuropäerinnen zu orten.  Und zwar leider meist aufgrund der völlig danebengeratenen Blondfärbung. Schlimm, was es da für Unfälle gibt. Toll, mit welcher Nonchalance diese getragen werden….

Die Süditalienerinnen tragen mit Stolz ihre meist dunkel schimmernde  Haarpracht und ihre Frisuren sind in der Regel klassisch und unfallfrei.

Dafür musste ich auf Sizilien eine auffällige Affinität für das brisante Kleidungsstück Leggings feststellen. Vielseitig einsetzbar, ob mit Rock oder mit Tunika kombiniert, sollten die Leggings doch immer mit einem Oberteil bis etwa zur Hälfte der Oberschenkel bedeckt sein, oder?

Aber hier gibt es leider eine Tendenz zu Leggings mit kurzem Oberteil, beispielsweise einem T-Shirt….  NEIN NON NIET NO. Es schmeichelt auch den schlanken Frauen nicht, wenn die Schrittkontur auf diese Weise vorne und hinten freiliegt. Frau läuft ja auch nicht in einer Strumpfhose ohne etwas drüber rum, oder…

Nordic by Nature? Ich werde die Vermutung nicht los, daß vor allem Nordeuropäerinnen eine eindeutige Vorliebe für Kleidung im Trekkingstyle hegen. Urlaub als Überlebenstest? Das, was dem nordischen Mann seine Lieblingsweste mit hundert praktischen Taschen, ist der nordischen Frau die Lieblingshose. Sie hat mindestens zwei einstellbare Hosenlängen: per Reißverschluss lassen sich Hosenzwischenteile abtrennen, eine wirklich geniale Konstruktion für alle Wetterlagen!!! Dazu gibt es  Bündchenweitenregulierer an den Hosenbeinen zum Zu- und Aufziehen, falls eine Flut droht. Ein ebensolcher Weitenregulierer für die Taille, so ist Frau auch fürs Buffett gewappnet! Mindestens vier aufgesetzte Taschen für Reiseführer, Hygieneartikel, Sonnenbrille und Schweißtuch vervollständigen die Hosenfeatures.  Fehlen diese Taschen, hat die Trekkingfrau stattdessen eine Art Überlebensgürtel mit eingebauter Tasche um die Taille hängen. Der Stoff ihrer Alleskönnerhose ist aus einer winddichten, aber gleichzeitig atmungsaktiven Membran, vorzugsweise sandfarben und selbstverständlich nach Handwäsche schnell trocknend und faltenfrei. Eitelkeit kann man dieser praktisch denkenden Frau nun wirklich nicht vorwerfen.

Dazu trägt sie figurbetonte T-Shirts aus ebenfalls multifunktionaler Membran, am liebsten in rosa oder türkis. Und natürlich die taillierte Fleecejacke. Fleece wird ja aus Plastikmüll hergestellt, z.B. aus alten Tetrapackungen. So sehen viele dieser Jacken leider auch aus.

Warum nicht mal eine Jacke aus Sommerkaschmir oder meinetwegen auch simpler Baumwolle? Hält ewig, lässt sich in jedem Waschbecken ausspülen, trocknet blitzschnell, lässt sich zu jeder Gelegenheit anziehen und schaut gut aus. Es muss doch nicht immer Plastik sein, oder?

Ja, und dann eigentlich uns Frauens Lieblingsthema: Schuhe. Aber was passt zu Trekkinghose, Trekking-T-Shirt und Trekkingfleecejacke? Richtig, Trekkingschuhe! Kein weiterer Kommentar.

Amerikanerinnen erkennt man übrigens oft als allererstes an ihren Namensschildern am Band. Die hängen sie sich schon zum Frühstück (in einem der besten Hotels von Palermo) um den Hals, damit ihre Mitreisenden auch wissen, wie sie sich ansprechen können: Hi Sally! Hi Meggy! Hi Dory! Hi Mooo! Howdoyoudo? Oh fiiiiine, howdoyoudo? Die Ladies tragen auffallend oft die Rolex in gelbgold mit Brillikranz um die Lünette. An sich eine traumhaft schöne Uhr. Aber auch ein interessanter Stilbruch zur Bequemhose mit Turnschuhen. Über die unterschiedlichen Auffassungen von Tischmanieren kann und darf ich mich an dieser Stelle nicht weiter auslassen. Das ist eine kulturelle Bewertung und steht mir nicht zu. Ich frage mich nur, wie es kommt, dass bei Amerikanern der eine Arm praktisch komplett unterm Esstisch hängt, während genau dies bei Europäern ja strengstens untersagt ist. Vielleicht gibt’s zu den unterschiedlichen Auffassungen von Tischmanieren mal einen separaten Post ; )

Viele Middle-Age-Japanerinnen sehen ja häufig so aus, als wenn sie gerade von einer isolierten Krankenstation kommen. Das einzige Stück freiliegende Haut ist die Nasenwurzel und die Augenpartie. Darüber ein Riesenhut, wahlweise ein Schirm, davor ein Mundschutz bis hinter beide Ohren. Ein Seidenschal für den zarten Hals und langärmelige, vorzugsweise beigefarbene Jacken mit Ärmellängen bis zu den Fingerknöcheln, gegebenenfalls auch noch Handschuhe. Untenrum gerade geschnittene Beinkleider mit einer Hosensaumlänge, welche die Laufsohle der Gesundheitsschuhe weich umspielt.

Die Russinnen? Oh yeah, sie haben alle Klischees bestätigt. Aber nach rund hundert Jahren Sozialismus will ich ihnen nicht verdenken, dass manche in ihrem neuen Wohlstand am liebsten als blinkende Weihnachtsbäume rumlaufen. Auf jeden Fall werfen sie sich in Schale und sehen immer sehr feminin aus.

Die Klassenbesten? In der Mehrheit die Italienerinnen und Französinnen: schöne Sommerkleider in der richtigen Länge, Leinenhosen mit Bluse, Röhrenjeans mit Tunika, Kaschmirjacken und Sweaterblazer, Seidenschals und Lederschuhe, ob flach, oder mit Absatz…

Selbstredend gibt es in jeder Nation bestdressed Ladies, egal welcher Herkunft, ob in der teuren oder normalen Ausführung, ob für den Strand oder das Restaurant, ob in kosmopoliter „Uniform“ oder selbst gekonnt zusammengestellt.

Nur bitte bitte bitte: keine konturfreilegenden Legging-Outfits in der Öffentlichkeit, und:

Schluss mit dem Plastik. Egal, ob Urlaub oder Geschäft, wurscht, ob Weiblein oder Männlein: Baumwolle, Schurwolle, Leinen, Seide, Kaschmir, Tweed, – das sollte uns unsere Garderobe schon wert sein, oder?!

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photo credit: Dolce & Gabbana, Milano Fashion Week Spring 2013, Source: Vogue Online

© www.dieblauenstunden.com

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11 Thoughts on “ι travel lady fashion victims, spring 2013, sicilia

  1. Also ist Fleece nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern tatsächlich ja auch eine echte Alternative zum Pelz und damit political correct!! Grandios, tragt Fleece statt (Bären-) Fell!!! XXX

  2. Uli on 13. Mai 2013 at 20:45 said:

    Trage Fleece und du hilfst bei der Reduzierung des globalen Müllproblems. Aber vielleicht liegen die Ursachen für die nordeuropäische Vorliebe bezüglich dieses Materials ganz woanders: erinnert er nicht ein wenig an unsere germanischen Wurzeln? Schon unsere Vorfahren umhüllten doch in stürmischen Nordwindnächten ihr Leinengewand mit einem zünftigen Bärenfell – allerdings ohne Funktionstaschen und Zipper…

  3. Meine Liebe,
    da haben wir aber einmal zum Rundumschlag ausgeholt.
    Gleich kamen mir – es gab in meinem Leben eine Zeit lang eine Wohnung an der Riviera – Frühjahrs-Erinnerungen. Damen dick in bodenlangen Pelzmänteln mit enormen Tüchern- war damals so modern – vermummt während wir an einer besonnten Mauer in Lacoste saßen. (Jetzt kannst Du auch mal auf das Jahrzehnt schließen.)
    Bei den Blondfärbungen muss ich jedoch widersprechen. Da habe ich die absolut Unerreichten in Athen (tws. auch Istanbul) gesehen. Wird gerne mit dunklem weiblichen Oberlippenbart kombiniert.
    Die Japanerinnen muss man verstehen. In Asien landauf landab laufen Frauen so vermummt herum, nur um die Haut so weiß als möglich zu erhalten. Gleich nebenan liegen dann wir und versuchen, die Haut so braun als möglich zu bekommen, ist schon eine verrückte Welt. Ich bin die Ausnahme. Nicht weil ich so g’scheit bin, sondern sofort einen Sonnbrand bekomme.
    Was mir wirklich gegen den Stich geht, sind (vorzugsweise) Männer mit shortkurzen Hosen mitten in der Stadt. Vorigen Sommer habe ich am Graben gar einen solchen Adonis mit einer Art Badehose plus T-Shirt gesichtet. Wenigstens trug er zu seiner komisch-bunten Plastibeschuhung keine Socken. Man ist ja schon für so wenig dankbar.
    Herzlich – S

    • Yep, es ist vor allem im Sommer erstaunlich, was man alles so geboten bekommt… Da wünsch ich mir gelegentlich einen Schneeeinbruch, der manchen zwingt, sich wieder ausreichend zu bedecken…
      XX

  4. Toller Blog mit einem wirklich schönen Schreibstil!
    Und was die Tischmanieren angeht – wie Recht du hast! Ich habe erst vor ein paar Tagen über Familienurlaub in den USA nachgedacht, weil unsere beiden Minis und ihre noch nicht vorhandene Esskultur dort nicht weiter unangenehm auffallen würden… ;-)

  5. Liebe Julia,
    Ich kann dir sagen: noch NIE habe ich bei irgendeinem Posting so gelacht wie bei deinem!!!!!!!!!!
    Du schreibst so witzig, etwas bissig und absolut zutreffend! Die Trekkingfrau mit den vielen aufgesetzten Taschen, die Japanerinnen mit dem Mundschutz,…, genau so ist es.
    Dein Schreibstil ist so gut, machst du das auch beruflich?
    Ein Post über Tischmanieren wäre super. Ich bin auch immer peinlich berührt, wenn die Amerikaner einen Arm unter dem Tisch hängen haben, vor kurzem habe ich aber sogar vom Obama ein Foto gesehen, wo er das macht. Das ist dort eben Sitte, für mich aber unverständlich.
    Also noch mal: KOMPLIMENT!!!
    Liebe Grüße,
    Claire

    • Jetzt habe ich es eben gesehen in deinem About, du bist Freelance-Writer: das merkt man!

    • Liebe Claire, tausend Dank für Dein großes Lob und Deine Komplimente – ich freue mich SEHR! DANKE!! XX
      Schaue auch immer sehr gerne bei Dir vorbei !!!
      Der Tischmanieren-Post ist jetzt gedanklich in Arbeit ; )

  6. Marléna Martini on 8. Mai 2013 at 07:44 said:

    Vielen Dank.
    Befürworte sehr den seperaten Post zum Thema Tischmanieren.
    Die Fashionshow passt super!

    • okey dokey, verbrenn ich mir mal bei Gelegenheit die Finger an einem Tischmanieren-Post ; )
      Ich finde, die D&G-Show ist traumhaft schön, oder?

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